Die "Erlebniswelt Zugspitze" wirbt mit dem Slogan "Top of Germany" - was mir vor kurzem durch eine Werbetafel in München bekannt wurde. Da wird man schon nachdenklich. Top of Germany?

 

Meine bisherige Erfahrung mit der Zugspitze war der Aufstieg durch die Höllentalklamm. Am Gipfel angekommen wird man mit dortigem Verbau und den Touristenströmen konfrontiert und schockiert, wobei dies nur die logische Fortsetzung der Absurditäten die man beim Aufstieg erlebt zu seien scheint. Denn bereits beim Aufstieg durch die Höllentalklamm sieht man Dinge wie selten am Berg. Etwa Menschen die zu ihren Schuhen unpassende Steigeisen anzulegen versuchen, oder gar ohne Steigeisen oder Grödel auf dem aperen Gletscher rumeiern, und so bei blankem Eis vor den ersten kleinen Spalten kapitulieren müssen. Die Aufzählung will ich aber an dieser Stelle beenden.

Jedenfalls begaben wir uns nach Verdauen des Schocks und Genießen der Landschaft dann doch Richtung Gipfelverbau um ein redlich verdientes Weißbier einzunehmen. Den Weg zum Weißbier weist ein großes Schild zu "Deutschlands höchstem Biergarten". Dass es sich dabei keineswegs um einen richtigen Biergarten handelt merkt man gleich an Publikum und der Bedienung und später dann wenn man blöd angemacht wird weil man seine Brotzeit selbst mitgebracht hat.

Die unfreundliche Bedienung holte dann gleich mal ihren Chef, da wir uns weigerten den Verzehr der Brotzeit zu beenden. Mit diesem Herrn einigten wir uns dann (eher einseitig) darauf schnell auszutrinken und die Lokalität zu verlassen. Den letzten Rest der Brotzeit verfütterten wir dann an die Dohlen, die sich ganz im Gegensatz zum Biergartenchef darüber freuten - Top of Unverständnis, Top of Unfreundlichkeit, Top of Abzocke und Top of Profitgier, so meine Empfindungen dazu. So langsam nähern wir uns dem Slogan "top of germany".

Aber das werden die doch damit nicht gemeint haben!?

"Top of" heißt in diesem Zusammenhang am ehesten so viel oben. Oben und Gipfel. Vermutlich wollen die Erfinder und Nutzer des Slogans damit ihre Überlegenheit (im Sinne des oben) zum Ausdruck bringen und die Überheblichkeit der Kundschaft ansprechen.

Aber verkörpert die vergewaltigte Zugspitze noch andere Aspekte unseres Landes und unserer Gesellschaft?

Was sagt es aus, über uns Deutsche, dass wir den höchsten Punkt unseres Landes so verschandeln? Ordnen wir dem Profit alles unter? Am Gipfel Deutschlands ist der Beton und die Technik und da wird Geld verdient und da ist für die Natur kein Platz mehr.

Was sagt es aus über die Leute die den höchsten Punkt durch technische Unterstützung erreichen? An der Spitze Deutschlands für einen kurzen Moment - ohne wirklich etwas zu verstehen und etwas geleistet zu haben (außer dem beträchtlichen Preis für das Ticket). Turbourlaub ohne Eigenverantwortung. Bitte die Geldbörse öffnen und weitergehen.

So denke ich mir beim Betrachten des Plakats, oh ja, das ist wahrlich der Gipfel.